Extrem wichtig und unglaublich spannend – warum das Vergaberecht der „Gamechanger“ der Corona-Krise ist oder wäre.

Vergabe bestimmt unsere Medien und unseren Alltag seit rund zehn Monaten. Es startete mit der Diskussion um die Schutzausrüstungen für die Ärzte – wo waren diese so schnell herzubekommen? Es folgte eine unendliche Zahl an Berichten zu den FFP2-Masken – woher kommen sie, was können sie, was kosten sie? Massentests wurden angekündigt – doch wo wurden die Kits bestellt, was wurde dafür gezahlt? Und nicht zuletzt ist die Impfstoff-Beschaffung der Europäischen Union heute jenes Thema, das uns alle beschäftigt. 

Zu Anfang gab es viele Ausreden für das nicht perfekte Funktionieren der Beschaffung. Das war auch irgendwie legitim, denn die Krise hat keiner vorausgesehen und hat uns alle überraschend getroffen. Zum einen gibt es für solche Situationen Lösungen, aber was nicht zu verstehen ist: Warum funktioniert es noch immer nicht? Nach zehn Monaten! Wir haben eine neue Normalität, Abnormalität, und für alle Einkäufer und Beschaffer gab es genug Zeit, sich darauf vorzubereiten, sich dafür einzurichten. Denn egal ob Krise, „Normalität“ oder „Abnormalität“, eine professionelle Vergabe, ein perfekter Einkauf funktioniert immer gleich – auch wenn sich die Zeiten und Gegebenheiten ändern, die Prinzipien bleiben. Ein guter Einkäufer muss innovativ sein, das Geschäft seines Anbieters kennen, vorausschauend planen, nahe an den Entscheidungsträgern sein und natürlich über Verhandlungsgeschick verfügen. Der Einkauf ist eine hoch spezialisierte Einheit, die ganz oben angesiedelt sein muss. Vergabe ist strategisch. Es werden strategische Entscheidungen getroffen, die den Unterschied machen. Der Unterschied ist, ob unsere Ärzte ausreichend geschützt sind, ob wir für Massentests genügend Kits haben, ob wir den vulnerablen Gruppen die richtigen FFP2-Masken zur Verfügung stellen, deren Zertifizierung man trauen kann. Und mit einem perfekten Vergabeprozess kann man dafür sorgen, dass die Bevölkerung so rasch wie möglich eine entsprechende Durchimpfungsrate erreicht. Zudem könnte man mit professioneller Beschaffung Werte wie Regionalität und Nachhaltigkeit aktiv voranbringen. Eine perfekte Vergabe hätte die Kraft und die Möglichkeit, Sicherheit und Freiheit während der Pandemie zu geben und sie schlussendlich früher zu besiegen. Nur schade, dass ich das alles im Konjunktiv schreiben muss, denn die Pandemie hat uns vor Augen geführt, was passiert, wenn Beschaffung nicht professionell aufgesetzt ist und nicht perfekt funktioniert 

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